"Die Zeit des NEIN ist vorbei, die Zeit des JA ist noch nicht ganz da!" (Prof. h.c. Bühler)
Versuche und Überlegungen zum Computereinsatz in der Grundschule haben gezeigt, dass der Computer die heutige Grundschule in 5 Punkten tangiert. Dies zeigt die obige Grafik und soll von mir im Folgenden kurz erläutert werden.
1. Der Computer als Unterrichtsgegenstand
Informationstechnische Grundbildung (ITG) oder Informatik im eigentlichen Sinne ist in der Grundschule nicht vorgesehen, da eine zielgerichtete Auseinandersetzung mit Themen der Informations- und Kommunikations-techniken kein Bildungsziel der Grundschule und erst ab einem gewissen Alter möglich ist.
2. Der Computer als Unterrichtsmedium
Der Computer ist ein Unterrichtsmedium und soll deshalb eingesetzt werden wie jedes andere Medium auch. Nur - er ist ein universelleres, interaktives und multimediales Medium. Deshalb ist auch eine besondere Mediendidaktik / Medienerziehung notwendig!
Durch die Software (Unterrichts- und Lernsoftware) lässt er sich z. B. als Lern- und Fördermedium, zum Üben, Testen und Simulieren, zur Individualisierung, Differenzierung und im Verbund mit anderen Medien in der Freiarbeit, im offenen Unterricht, im Stationenlernen, in der Wochenplanarbeit etc. in einer Lern- oder Medienecke im Klassenraum einsetzen.
3. Der Computer als Kommunikationsmedium ist zur Zeit noch sehr vereinzelt in Grundschulen anzutreffen, weil Informationsrecherchen per Internet aus infrastrukturellen Gründen noch nicht möglich sind; bildungs-politische Bestrebungen einzelner Bundesländer dazu sind allerdings vorhanden. Bedeutend für den Unterricht an Grundschulen ist die Erweiterung / Ergänzung der traditionellen Kulturtechniken Lesen und Schreiben durch die (modernen) Hypertext- und Hyperlinkfunktionen.
4. Der Computer als instrumentelles Werkzeug
Der Computer ist ein schlichtes und nützliches (multimediales) Hilfsmittel und Werkzeug für Schüler und Lehrer. Er lässt einen selbstverständlicher Gebrauch in alltäglichen Lernumgebungen in der Grundschule erwarten: Beim Verwalten von Daten und Dateien, zur Nutzung von Datenbanksystemen zu Recherche-/Lexikon-Funktionen und beim Schreiben und Gestalten von Texten jeglicher Art.
5. Der Computer im außerschulischen Bereich
Dieser Einsatzbereich tangiert die Schule nur sekundär, ist aber ebenso wichtig wie die drei vorgenannten, weil der "Home-Markt", "Freizeitmark" bzw. "Edutainement" einen sehr hohen und für die Schule problematischen Stellenwert einnimmt. Unsere Lehrerinnen und Lehrer haben einen Bildungsauftrag, wo sie wissen müssen, was außerhalb der Schule "läuft": Gefahren des Computers, ungeeignete Lernsoftware und Software-Kriterien, sog. Lernspiele und Spielesucht, Indizierte Software etc. sowie die Schlagworte der heutigen Zeit: Datenautobahn, Internet, Cyberspace, Multimedia etc.
Fazit:
Abschließend lässt sich hieraus sagen:
- Der Computereinsatz an Grundschulen ist nur dann verantwortbar, wenn qualitative Software-Produkte auf geeigneten Computersystemen von mediendaktisch geschulten Lehrkräften eingesetzt werden.
- Der Computer wird Lehrerinnen und Lehrer nicht ersetzen. Er kann aber Freiräume schaffen für weitere Bildungsmöglichkeiten.
- Die Arbeit am Computer ist interaktiv und muss zweckfrei eingesetzt werden, d.h. die pädagogische Frage darf nicht lauten: "Ich habe einen Computer - was mache ich jetzt damit im Unterricht?"; sondern vielmehr: "Ich habe ein (Unterrichts-) Problem, wozu ich den Computer gut nutzen könnte!"